Public Viewing in Frankfurt am Main – ein Tummelplatz für Neonazis? – Updated 11.07.

Presseinformation – Redaktionskollektiv Dunkelfeld

Beim „Public Viewing“ am Samstag, dem 3. Juli, anlässlich des WM-Spiels Argentinien gegen Deutschland trat in der Frankfurter Commerzbank-Arena eine Gruppe von jungen Erwachsenen auf, die sich durch Sprüche und Gesten eindeutig als Neonazis zu erkennen gab. Personen dieser Gruppe salutierten mit dem Hitlergruß inmitten von 25.000 Feiernden, ohne dass dies irgendwelche Konsequenzen wie Ansprachen oder Platzverweise nach sich zog. (siehe Bild)

Bereits beim „Public Viewing“ auf dem Frankfurter Rossmarkt bei einem vorangegangenen Deutschland-Spiel wurde nach Auskunft eines Polizisten ein Mann festgenommen, der sich ein großes Hakenkreuz auf den Körper gemalt hatte. Die Polizei war nach eigenen Angaben von einem Pressevertreter darauf aufmerksam gemacht worden, niemand der Feiernden hatte auf das Zeigen des Nazisymbols reagiert bzw. war dagegen eingeschritten.

Offen auftretende Neonazis waren auf diesen Events eine kleine Minderheit. Erschreckend ist jedoch, dass deren Auftreten von einer breiten Masse geduldet wurde – in keinem der beiden genannten Fälle sah sich irgendjemand der Feiernden veranlasst, gegen sie zu protestieren, sie des Platzes zu verweisen oder Polizei und Sicherheitsdienst zu informieren.

Noch im Jahr 2006 bei der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland existierte wenigstens in Teilen der Öffentlichkeit eine Sensibilität gegen einen allzu offen auftretenden Nationalismus. Davon scheint im Jahr 2010 kaum etwas geblieben. Selbst unübersehbare neonazistische Gesten und Symbolen scheinen zum akzeptierten Bestandteil der schwarz-rot-goldenen Mega-Partys zu werden. Auch in der selbsternannten Multi-Kulti-Metropole Frankfurt am Main.

Nachtrag zur Presseerklärung, 11.07.2010:

Inzwischen hat der Staatsschutz Frankfurt die Ermittlungen gegen zwei der abgebildeten Personen wegen der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole (Zeigens des Hitlergrußes) aufgenommen. Verschiedenen Tageszeitungen und Medien hatten über den Vorfall berichtet. Bei der rechten Clique handelt es sich um Personen aus dem Main-Taunus-Kreis um den einschlägig bekannten 21-jährigen Hofheimer Adrian C. (Bildmitte, mit Tätowierungen und Hitlergruß).

Redaktion Dunkelfeld

Für Nachfragen steht das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum (apabiz) in Berlin zur Verfügung.
Telefon / Fax: 030 – 611 62 49

Das Buch „Dunkelfeld – Recherchen in extrem rechten Lebenswelten rund um
Rhein-Main“ erschien im Januar 2010 als Gemeinschaftproduktion von
argumente – Netzwerk antirassistischer Bildung (Berlin), Bildungswerk
Anna Seghers (Wiesbaden) und dem Antifaschistischen Infobüro Rhein-Main.

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