Pirmasenser Zeitung: auf dem rechten Auge blind?

Am 9. April veröffentlichte die Pirmasenser Zeitung (PZ) einen Nachruf auf die verstorbene NPD-Politikerin Ottilie Wolf. Der Text portraitiert Wolf als engagierte Sozialpädagogin und hilfsbereite Frau, die sich stets um das Wohl Anderer bemüht habe. Dass Wolf Kommunalpolitikern der NPD und von 1968 bis 1972 Mandatsträgerin im Pirmasenser Stadtrat gewesen ist, wird in dem Nachruf nicht erwähnt.

Auch Markus Walter, der für die NPD im Pirmasenser Rat sitzt, veröffentlichte auf der Facebook-Seite der NPD Rheinland-Pfalz einen Nachruf auf Wolf. Ihm zufolge habe sie „stets konsequent deutsche Interessen“ vertreten. Für das „würdevolle Portrait“ dankte er der PZ.

Schon im Februar portraitierte die PZ eine Politikerin der NPD. So wurde die 29-jährige Ricarda Riefling Teil der Reihe „250 Pirmasenser“, einer Serie, die zum 250-jährigen Stadtjubiläum 250 Einwohnerinnen und Einwohner darstellt. Auch in diesem Text findet sich kein Hinweis auf Rieflings politische Ausrichtung. Einige Tage nach Erscheinen des Portraits ließ der Geschäftsführers der PZ auf deren Internetseite verlauten: „Es ist sicher richtig, dass ein Portrait von Frau Riefling nicht zur Serie „250 Pirmasenser“ passt. Der Fehler ist bedauerlich, aber passiert.“ Der junge Mitarbeiter, der den Artikel verfasst hatte, habe nicht gewusst, dass Riefling im Umfeld der NPD steht.

Dieser Umstand hätte der PZ jedoch bekannt sein müssen. Zum Zeitpunkt des Portraits war Riefling schon lange in der NPD aktiv und Mitglied des Bundesvorstandes der Partei. Auf Demonstrationen und Kundgebungen der NPD war sie als Rednerin aufgetreten – auch bei Veranstaltungen in der Pfalz.