Das Europaweite Treffen der Hammerskins, die Berichterstattung dazu und die Behörden

Am Wochenende wollten die Hammerskins ihr europaweites Kadertreffen, das „European Officers Meeting“ durchführen. Dazu wurde eine Sporthalle in Erlenbach im Odenwald für eine Feier eines Wandervereins angemietet.

Direkt am Samstag machten Antifaschist_innen die Veranstaltung öffentlich, worauf der Sportverein im Beisein eines starken Polizeiaufgebots von dem Mietvertrag mit dem angeblichen Wanderverein zurücktrat.

Am Sonntag meldete sich dann das Polizeipräsidium Südhessen zu Wort und gab bekannt, dass „eine Zusammenkunft von rund 120 Personen des rechten Spektrums“ stattgefunden habe, weiterhin seien Personalien festgestellt und die Abfahrt überwacht worden. „Strafrechtlich relevante Sachverhalte“ seien „nicht festgestellt“ worden.

Sonntag und Montag folgten Berichte von regionalen und überregionalen Medien, in denen der Hintergrund der Veranstaltung klar benannt wurde. Das Polizeipräsidium wurde in der Presse hingegen mit den Worten zitiert, es „prüfe noch, wer dahinter steckt“.

Offene Fragen

Offen bleiben Fragen – weniger zu den Hintergründen des Treffens, das von den Ludwigshafer Hammerskins organisiert wurde – sondern zum Verhalten der Behörden: Wussten die Behörden nicht, wen sie da vor sich hatten? Oder wussten sie, wen sie da vor sich hatten, halten es aber nicht für notwendig, die Öffentlichkeit darüber zu informieren?

Die Hammerskins

Die Hammerskins legen großen Wert darauf, als Netzwerk im Verborgenen zu agieren. 1986 in den USA gegründet, sind sie in Europa seit Anfang der 1990er Jahre aktiv. Während Blood & Honour, das andere große White-Power-Musiknetzwerk, in Deutschland im September 2000 verboten wurde, ist staatliche Repression bisher an den Hammerskins weitgehend vorbeigegangen.

In den letzten Jahren rückten vor allem die Hammerskins „Westmark“ nach vorne, eine von etwa 10 deutschen Sektionen. Von Ludwigshafen aus wurden RechtsRock-Konzerte mit vierstelligen Besucher_innen-Zahlen im Ausland organisiert.

Das führende deutsche Hammerskin-Unternehmen ist die „Gjallarhorn Klangschmiede“, die von dem Ludwigshafener Malte Redeker betrieben wird. Redeker betrieb in Ludwigshafen auch ein Ladengeschäft, das jedoch nach einer antifaschistischen Kampagne 2009 schließen musste.

Nach dem Auffliegen des NSU legten Antifaschist_innen Verbindungen der Hammerskins zum NSU offen, hier geht es vor allem um die sächsischen Hammerskins.

Von antifaschistischer Seite geht es jetzt darum, das zu machen was die Hammerskins am meisten stört: sie weiter unter die Lupe zu nehmen und ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

Weitere Artikel zum Thema:

Bericht von Antifa-Info-Odenwald von Samstag zum Treffen der Hammerskins:
https://linksunten.indymedia.org/de/node/77143

Bericht bei HR-Online zum Treffen der Hammerskins:
http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=36098&key=standard_document_47366695

Bericht der Frankfurter Rundschau zum Treffen der Hammerskins:
http://www.fr-online.de/rhein-main/rechte-in-hessen-ein–wanderverein–voller-glatzen,1472796,21578008.htmlFR

Bericht bei blick-nach-rechts zu, Treffen der Hammerskins:
http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/vertretung-der-weissen-arbeiterklasse

Die Hammerskins – Geheimorganisation auf dem Weg in die öffentliche Debatte, AK Antifa Mannheim:
http://www.akantifa-mannheim.de/die-hammerskins-geheimorganisation-auf-dem-weg-in-die-offentliche-debatte/

Hintergrundbericht von Antifa-Recherche-Team Dresden zu den Hammerskins und Verstrickungen ins NSU-Umfeld:
http://venceremos.sytes.net/artdd/artikel/cog/thomas-ace-gerlach-fuehrender-neonazi-und-nsu-helfer.html

Hintergrundbericht von Gamma-antifaschistischer Newsflyer für Leipzig und Umgebung zu den Hammerskins, Verstrickungen ins NSU-Umfeld und den Behörden:
http://gamma.noblogs.org/archives/1221

Beschreibung

Malte Redeker (links) und Neonazis der „Hammerskins Westsachsen“, Ort und Datum unbekannt. In der Bildmitte Thomas Gerlach aus Altenburg, der Verbindungen zum Kreis mutmaßlicher NSU-Unterstützer_innen unterhielt.