Konzerte der Band „Kategorie C“ – Anlass für die Presse genau hinzuschauen und zu berichten. Weniger Beachtung findet hingegen eine Band, die im letzten Jahr häufig mit „Kategorie C“ unterwegs war – die Gruppe „Hausverbot“ aus dem Odenwald.
Als „Streetrock“ bezeichnen die drei jungen Musiker Julian, Florian und Marcel ihren Musikstil, der dem der „Böhsen Onkelz“ ähnelt. Über das Videoportal „Youtube“ veröffentlicht die Band Videos und bewertet die Musik anderer Gruppen. Bands wie die „Böhsen Onkelz“ und „Frei.Wild“ fungieren als Vorbild. Bislang findet sich dort jedoch nur ein eigenes Lied von Hausverbot: „Unzensiert und Laut“ – melodische Rockmusik mit deutschsprachigem Text.
In dem Liedtext geht es um eine „verschworene Gemeinschaft“ und „Freunde, die [einem] den Rücken decken“. Darum, „das Übel [zu sehen], wo ihr weg schaut“ und zu „sagen, was sich keiner traut“. Der Text basiert auf einem simplen „Wir-Ihr-Konstrukt“. Man inszeniert sich als „Tabubrecher“, traut sich die Wahrheit auszusprechen, ohne konkret zu werden. Dass dies von den Fans entschlüsselt werden kann, setzt die Band voraus – Identifikation leicht gemacht.
Anfänge
Schon seit August 2009 existiert in dem Sozialen Netzwerk „Wer-kennt-wen“ eine Fangruppe, die den Titel „Hausverbot!“ trägt. Auf den ersten Blick hat es den Anschein, dass es sich um eine junge südhessische Provinzband handelt, die in Jugendräumen und Dorfclubs auftritt. Mitglieder der Band bekennen sich zum Fußballverein „Eintracht Frankfurt“ und posieren im Internet zusammen mit weiteren Fans hinter Fahne und Fanartikeln des Vereins. Der „Durchbruch“ zu einer bekannten „Mainstream-Rockband“ scheint bislang ausgeblieben zu sein.
Verbindungen zur Hooliganszene und zu „Kategorie C“
Zunehmende Beliebtheit erfuhr die Band im Jahr 2012 jedoch in einem anderen Milieu: in Rechtsrock- und Hooligankreisen.
Regelmäßig spielt „Hausverbot“ seit 2012 als Vorband von „Kategorie C“, einer Band, die in der Neonaziszene außerordentlich hohes Ansehen genießt. In der Öffentlichkeit hingegen inszeniert sie sich oftmals als unpolitisch. Eine Distanz zur harten Neonaziszene ist bei „Kategorie C“ allerdings nicht erkennbar. So trat der Sänger der Band, Hannes Ostendorf, dem „Antifaschistischen Infoblatt“ (AIB) zufolge „schon früh in der Neonazi-Szene in Erscheinung und eiferte damit seinem älteren Bruder Henrik Ostendorf nach“, der durch seine „Mitgliedschaft in der neonazistischen Bremer Hooligan-Gruppierung ‚Standarte Bremen‘ […] für die Verbindung von Fußball und Politik“ sorgte. Hannes Ostendorf war darüber hinaus Mitglied der Neonaziband „Nahkampf“. 1991 soll er an einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft beteiligt gewesen sein.
Auch die Band selbst schreckt in der Öffentlichkeit nicht vor Kontakt zur Neonaziszene zurück. So spielte „Kategorie C“ im Jahr 2006 auf einer Demonstration für die Freilassung des Sängers der wohl bekanntesten deutschen und als kriminellen Vereinigung eingestuften Naziband „Landser“. Zudem machte sie auf zwei ihrer CDs Werbung für die neonazistischen Kleidungsmarken „Thor Steinar“ und „Erik & Sons“.
Aufgrund dieser Nähe zur Neonaziszene sieht sich „Kategorie C“ immer öfter mit Auftrittsverboten und Repressalien deutscher Behörden konfrontiert. Ein für den 4. August 2012 geplantes Konzert in Kaiserslautern wurde verboten. Ein Auftritt am 11. August 2012 in Nienhagen (Sachsen-Anhalt) musste abgebrochen werden, die Polizei stand vor der Tür und setzte ein Konzertverbot durch, das von Behörden verhängt worden war. „Kategorie C“ kündigte für diese beiden und mindestens drei weitere Auftritte im Jahr 2012 „Hausverbot“ als Vorband an, so auch für ein Konzert in den Niederlanden am 8. Dezember 2012. Der Erlös dieser Veranstaltung floss an die neonazistische „Gefangenenhilfe“, ein Projekt, das inhaftierte Nazis finanziell unterstützt. Die „Gefangenenhilfe“ leitete die Einnahmen des Konzertes u.a. „an die Anwälte der Freunde vom ‚AB Mittelrhein‘ (ABM)“ weiter. Unterstützer und Mitglieder des ABM müssen sich derzeit vor dem Landgericht Koblenz wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung verantworten.
„Westwall Aachen“ – Nährboden für Neonazikultur
Für eine „Westwall Soli-Feier“ am 25. Januar 2013 in Herzogenrath bei Aachen wurde eine „Onkelz-Cover-Band“ als Liveact angekündigt. „Westwall Aachen“ ist eine Hooligangruppe, der auch mehrere Neonazis angehören. Der NPD-Funktionär Sascha Wagner, der auch in der Fanszene von Alemannia Aachen aktiv ist und in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche Neonazikonzerte organisiert hatte, ließ den Abend tags darauf auf „Facebook“ Revue passieren: „Geile Party gestern Abend mit den Jungs von Hausverbot. Der Westwall stand wie eine ’Eins’.“
Nur einen Tag später spielte die Band in „Ralfs Pub“ im rheinland-pfälzischen Schaidt. Auch hier wurden „Onkelz-Cover“ angepriesen. Daneben sollte „Hausverbot“ auch Lieder von „Krawallbrüder, 4 Promille und Co“ interpretieren. Auf was die Band mit „Co“ anspielt , lässt sich nur erahnen. Das Covern von Bands wie „Krawallbrüder“, die in einer rechtsoffenen „Grauzone“ Fuß fassen konnten, wird „Hausverbot“ in rechten Kreisen sicherlich beliebt machen.
Was bleibt?
Seit knapp einem Jahr hat die Karriere von „Hausverbot“ durch die gemeinsamen Auftritte mit „Kategorie C“ Schwung bekommen. Die Band spielte auf Veranstaltungen der harten Naziszene, von denen ein Teil durch Behörden verboten und aufgelöst wurde.
Es bleibt abzuwarten, welchen Weg die Band zukünftig einschlagen wird. Denkbar ist sowohl eine Etablierung im Genre des nach rechts offenen – sich aber selbst als unpolitisch verstehenden – Deutschrock. Hierzu zählen zum Beispiel Bands wie Frei.Wild und die Böhsen Onkelz. Möglich ist aber auch, dass „Hausverbot“ weiter in der Naziszene Fuß fasst und es damit in Südhessen wieder eine aktive Rechtsrock-Band gibt.