Hinterm Vorhang rechts: Die „Bürgerbewegung Pax Europa“ in Mainz am 20. Juli 2013

Am zentral gelegenen Neubrunnenplatz in Mainz baute die Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) am Morgen des 20. Juli 2013 einen Infostand auf. Dahinter bewegten sich über den Tag verteilt 19 Personen, die das Gespräch mit Passantinnen und Passanten suchten und Infomaterial verteilten.

Angekündigt wurde die Aktion bereits im Vorfeld auf dem rechtspopulistischen Blog von Politically Incorrect (PI). Dort gibt man sich „islamkritisch“: Rassistische Hetze gegen Muslime sowie der Ruf nach einem kompromisslos durchgreifenden Staat ziehen sich hier durch die Beiträge. In Kommentaren zu den Artikeln wird dem rassistischen Weltbild offen freier Lauf gelassen.
Bei dem Infostand in Mainz war jedoch von PI nichts zu sehen.

Infostand der Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) am 20. Juli 2013 in Mainz

Infostand der Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) am 20. Juli 2013 in Mainz

Beteiligung vom ehemaligen NPD-Kreisvorsitzenden

Zu sehen war jedoch Herman Josef Knichel. Knichel war bis Ende 2012 Vorsitzender des Kreisverbandes Naheland der NPD. Es waren jedoch keine inhaltlichen Gründe, weswegen er mittlerweile nicht mehr Kreisvorsitzender ist. Vielmehr trat Knichel vom Vorsitz zurück, als sein Kreisverband aufgelöst werden sollte.

Gut gelaunt mit dabei am Infostand: der ehemalige NPD-Kreisvorsitzende Herman Josef Knichel

Interessiert am Infostand: Herman Josef Knichel (helles Hemd), der bis Ende 2012 dem Kreisverband Naheland der NPD vorstand

„Assi-Sumpf“ und Streit ums Geld

Seinen Austritt aus der NPD begründete Knichel jedoch anders. Zum Skandal um Sascha Wagner, dem das Veruntreuen von Parteigeldern vorgeworfen wird, erklärte Knichel, „das er (Wagner) nicht aus dem Verkehr gezogen wird, weil viele aus dem gleichem Assi-Sumpf kommen“.

Abgrenzung nach rechtsaußen?

Am Stand von der BPE schien der altgediente NPDler Knichel nicht unwillkommen zu sein.

Das überrascht doch sehr, wenn man betrachtet, wie bemüht die BPE um ein bürgerliches Erscheinen ist: Nachdem sich das Bundesvorstandsmitglied Wilfried Puhl-Schmidt mit einem BPE-Transparent bei einer Kundgebung von pro Deutschland gezeigt hatte, trat er aus dem Vorstand zurück und erklärte: Er wolle „keiner Bewegung, wie z.B. Pro-Deutschland und anderen, die am rechten Rand der Bevölkerung fischen, eine Gelegenheit geben, die BPE mit in ihr Boot zu ziehen.“

Die Bemühungen um ein bürgerliches Auftreten sind für die Rechtspopulisten in Mainz zur Zeit erfolgreich.

Während die NPD letztes Jahr von zahlreichen Protestierenden übertönt wurde als das „Flaggschiff“ Station in Mainz machte, schafft es die BPE, in Mainz öffentlich aufzutreten ohne sich lähmenden Protesten ausgesetzt zu sehen.

Auftritte mit einem ehemaligen NPD-Funktionär und Internetankündigungen auf dem offen rassistischen Hetzblog von PI sind da allerdings ein Spiel mit dem Feuer.